Was ist Fotografie für Dich?
Dinge festzuhalten, die nicht mehr wiederkehren.
Wann erzählt ein Foto für Dich eine Geschichte?
Wenn ich es länger als 2 Sekunden anschaue (lacht). Wenn Unsichtbares sichtbar gemacht wird, zum Beispiel, wenn ein flüchtiger Gesichtsausdruck oder eine bestimmte Lichtsituation festgehalten wird.
Du fotografierst viele Hochzeiten und machst daraus Reportagen. Was ist dabei für Dich am Ende des Tages am wichtigsten?

Foto: Christian Knospe
Ich lasse mich auf das Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft ein. Viele Fotografen haben einen Stil, den sie auf alles anwenden, egal ob es passt oder nicht. Auch ich habe natürlich einen gewissen Stil, nehme mich aber nicht zu ernst. Mir ist es wichtiger, die verschiedenen Charaktere und das Wesen der Hochzeit einzufangen, als um jeden Preis meinen Stil durchzudrücken.
Die Gesichtsausdrücke des Brautpaares – vor allem die Reaktionen der Braut – beim Betrachten der Bilder sind wunderbar. Wenn die Braut Tränen in den Augen hat, habe ich nicht ganz so viel falsch gemacht.
Du warst als Fotograf in zig Ländern dieser Erde und hast auch Zeitgeschichte im Bild festgehalten, z.B. in Tschernobyl oder nach dem verheerenden Tsunami 2004 in Asien. Welche Eindrücke möchtest Du mit Deinen Bildern vermitteln?

Foto: Christian Knospe
In Tschernobyl war ich einfach wahnsinnig beeindruckt und habe eigentlich das Fotografieren vergessen, da mich die Geschichte rund um das Unglück und die Eindrücke vor Ort einfach überwältigt haben. Da habe ich mehr geknipst als fotografiert.
In Thailand wollte ich kurz nach dem verheerenden Tsunami – so komisch das jetzt klingen mag – zeigen, wie gut die Menschen dort mit dieser Riesenkatastrophe umgehen. Es gab auch genug Katastrophenbilder. Die wollte ich nicht auch noch machen. Aber eine Woche nach dem Tsunami haben die Kinder wieder fröhlich Fußball gespielt und ich wollte damit auch zeigen, wie gut die Hilfsorganisationen vor Ort gearbeitet haben.
Was ist die lustigste Geschichte hinter einem Foto, das Du mal gemacht hast?
Ich war mal auf einem Wasserschloss in Hagen und habe mit einem Model gearbeitet. Plötzlich kam eine Schulklasse mit lauter jungen Mädels, so etwa 4. oder 5. Klasse muss das gewesen sein. Die haben mich dann gefragt, was wir da machen. Und ich habe spontan und scherzhaft geantwortet „Wir machen Bilder für die nächste BRAVO“. Das Gekreische der jungen Mädchen werde ich nicht mehr vergessen, die wollten alle Autogramme von dem Model haben.
Neben handwerklichen Dingen zählt gerade im Bereich der Portrait-Fotografie der Umgang mit den Menschen zu einer wichtigen Fähigkeit. Wie bekommen Deine Portraits die „richtige“ Aussage?
Ich muss die Leute mögen (schmunzelt). Es ist schon sehr schwer, mich dazu zu bringen, dass ich jemanden nicht mag. Aber es muss einfach passen, denn man nimmt die Beziehung zwischen Fotograf und Model auf den Bildern wahr. Man muss bei der Portraitfotografie das finden, was an dem Menschen besonders ist.
Hast Du ein absolutes Lieblingsfoto?

Foto: Christian Knospe
Nein. Das ist stimmungs- und motivabhängig. Wenn ich eines wählen müsste, wäre das ein Bild aus Hongkong. Da ist eigentlich einiges schiefgegangen, weil mir ein Taxi durchs Bild rauscht, aber gerade das bringt Hongkong für mich persönlich sehr gut rüber. Die Hochhäuser und der zum Teil chaotische Verkehr.
Du hast eine eigene Fotoschule und bringst da Menschen das Fotografieren näher. Worauf legst Du mehr Wert – auf das Handwerk oder die Kreativität?
Die Reihenfolge ist wichtig. Ich muss das Handwerk beherrschen, um die Kreativität ins Bild zu bekommen. Kreativität ist wichtig, Handwerk unerlässlich.
„Beim Betrachter Emotionen wecken“ – das hast Du auf Deiner Homepage als Ziel Deiner Fotos angeführt. Was war die schönste und die vielleicht traurigste Emotion, die Du durch ein Foto hervorgerufen hast?
Das zieht die Stimmung vielleicht komplett runter, aber ich habe auch mal Trauerfeiern fotografiert. Jetzt mag so mancher denken, das ist pietätlos. Aber für die Angehörigen ist es eine wichtige Form der Trauerbewältigung. Sie können später anhand der Fotos sagen: „Ja, das war eine würdige Abschiednahme“.
Total positiv sind die Bilder bei Hochzeiten. Das ist meine Leidenschaft und ich liebe es, diese überwältigenden Emotionen und Gänsehaut-Momente bei der Trauung einzufangen.
Wen oder was würdest Du in diesem Leben noch gerne fotografieren?
Ich würde gerne Helmut Kohl mit einem freundlichen, lustigen Gesicht fotografieren. Ich glaube, er ist total verkannt und ist unabhängig von Parteizugehörigkeit einer der letzten großen Politiker.
Ich würde unheimlich gerne auch nochmal zurück nach Tschernobyl und dieses Mal ganz bewusst fotografieren. Kamtschatka in Sibirien ist auch noch so ein Traum von mir. Mich fasziniert diese raue Natur und die Vielfältigkeit der Landschaft mit Wüste, Eis und Vulkanen.
Christian Knospe ist selbständiger Fotograf aus Fröndenberg. Als Hochzeitsfotograf ist er in ganz Deutschland unterwegs. In seinem Studio in Dortmund fotografiert er vom Babybauch bis zur Aktfotografie alles, für Firmen erstellt er Unternehmensportraits. In der Ruhrtalfotoschule bringt er Hobbyfotografen das Handwerk und die Kunst des Fotografierens näher.