Monira Heneen aus Ägypten – Von der Geflüchteten zur Alltagslotsin

Die Ägypterin Monira Heneen hilft Flüchtlingen durch die Bürokratie

Monira Heneen ist mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern 2013 nach Deutschland geflohen. In ihren warmen, braunen Augen erkennt man Dankbarkeit und Wehmut zugleich. Dankbarkeit, weil sie in Deutschland mit Hilfe der Caritas ein neues Zuhause gefunden hat. Wehmut, weil sie ihre Heimat Ägypten sehr liebt, jedoch weiß, dass Sie mit ihrer Familie nicht wieder zurückkehren wird.

Monira Heneen, ihr Mann und ihre Töchter sind Christen. In einem Land, dessen Bevölkerung zu 90% dem muslimischen Glauben angehört ist das nicht einfach, denn Christen werden in Ägypten diskriminiert. Seit 2011 sind rund 100.000 Christen aus dem Land geflohen. Monira Heneen kann erst seit kurzem darüber sprechen, die Angst ist nicht mehr so groß wie noch zu Anfang. Ihre Augen werden feucht, wenn sie über die Situation in ihrer Heimat spricht. Sie und ihr Mann haben als Lehrer gearbeitet und waren im Kollegium nie richtig anerkannt. Die Kinder wurden in der Schule unterdrückt. Egal welche Leistungen sie erbrachten, die Noten waren schlecht und muslimische Kinder wurden bevorzugt. Es war ein Leben in Angst, voller Bedrohungen und Unterdrückung – zur Polizei konnten die Heneens nicht gehen, denn es ging nicht um Recht, sondern um den „richtigen“ Glauben. „Wenn ich ein Problem mit einer Nachbarin hatte und zur Polizei ging, hatte ich keine Chance, weil die Nachbarin Muslima ist“, sagt Monira Heneen. Eine Chance auf faire Behandlung gab es für Christen nicht.

Mitte 2013 kam die Familie nach Deutschland, in ein ein völlig fremdes Land. Mit Hilfe der Caritas hat sich Familie Heneen mittlerweile sehr gut eingelebt. Das war nicht immer einfach, denn die deutsche Bürokratie war ohne entsprechende Sprachkenntnisse schon eine große Hürde, sagt Monira Heneen. Die Caritas konnte helfen, ermöglichte erste Sprachkurse und Monira Heneen engagierte sich zunächst ehrenamtlich bei der Caritasche und dann in der Boutique Carichic. Mittlerweile arbeitet sie 15 Stunden pro Woche als Alltagslotsin bei der Migrationsberatung der Caritas und hilft Flüchtlingen bei der Eingewöhnung, bei Behördengängen und alltäglichen Dingen des Lebens.

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Francesco Ferrara und Monira Heneen

Über ihre Arbeit spricht sie mit einem Lächeln. Voller Dankbarkeit erzählt sie von ihren Aufgaben, auch wenn die nicht immer leicht sind. Denn auch hier hat sie als Christin und als Frau mit Ablehnung durch Flüchtlinge muslimischen Glaubens zu kämpfen. Aber sie hat für sich einen Weg gefunden, damit umzugehen und hilft trotzdem gerne. Zusammen mit Franceso Ferrara, der seit 1998 bei der Caritas in der Migrationsberatung tätig ist, begleitet sie Flüchtlinge zur Ausländerbehörde, hilft als Dolmetscherin auf arabisch und englisch aus, kümmert sich um Anträge aller Art, unterstützt bei Kindergarten- und Schulanmeldungen, bei der Wohnungssuche und auch bei Themen wie der GEZ. „Die Menschen kennen das einfach nicht“, sagt Heneen. „Einen Fernseher zu kaufen ist das eine, aber dann kommt plötzlich das Thema GEZ und das verstehen sie einfach nicht“. Auch bei vielen behördlichen Abläufen gibt es Aufklärungsbedarf. „Jeder Fall ist sehr individuell“ sagt Francesco Ferrara. Und Monira Heneen ergänzt lächelnd: „das ist eine große Herausforderung, hält aber den Geist flexibel“. Die beiden sind schon ein eingespieltes Team.

Die größten Probleme mit denen das Team der Migrationsberatung zu kämpfen hat, ist die Wohnungsknappheit, also eine angemessene Wohnung zu finden, die auch zum Niveau des Mietspiegels passt. „Es geht einigen Vermietern nur um die Kohle“ sagt Francesco Ferrara mit unverkennbarem italienischen Temperament. „Was da teilweise für Bruchbuden angeboten werden, ist eine Frechheit. Schimmel, Ungeziefer, den Vermietern ist das teilweise völlig egal“. Um diese Situation deutlich zu verbessern, will die Migrationsberatung mit dem Mieterschutzbund kooperieren und auf die Missstände aufmerksam machen.

Trotz vieler Widrigkeiten ist Monira Heneen mit viel Freude dabei. Sie kennt die Hürden der Bürokratie aus eigener Erfahrung und gibt ihr Wissen gerne weiter. Mittlerweile schätzt sie die Regeln sogar: „Es gibt viel mehr Struktur als in Ägypten“. Auch ihr Mann ist angekommen und hat einen Vollzeitjob. Kontakt in ihre Heimat hat sie immer noch. Freunde, die auch den christlichen Glauben praktizieren, erzählen immer wieder schlimme Geschichten. Und aus Monira Heneens Augen spricht dann einerseits wieder diese Wehmut. Aber auch die Dankbarkeit dafür, dass sie und ihre Familie hier in Deutschland ein sicheres Leben führen können.

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